Erzieher*innen vor Ort zuhören: SPD-Fraktion im Gespräch mit dem Team des AWO-Waldkindergartens

Bild: AWO-Waldkindergarten

Bei der kommenden Sitzung der Stadtverordnetenversammlung am 09. Juli wird es voraussichtlich zu einer Entscheidung über die Schaffung weiterer KiTa-Plätze kommen. Aus diesem Grund hat die SPD Viernheim im Vorfeld die Entspannung der Corona-Pandemie genutzt und sich bei Ortsterminen aus erster Hand informiert. Nach den AWO-Kitas in der Lorscher Straße und am Kapellenberg kam es nun zu einem Treffen mit dem Team des AWO-Waldkindergartens. Dieser wurde 2002 gegründet und besteht zurzeit aus 20 Kindern im Alter von 3 bis 6 Jahren, die von zwei Erzieher*innen und einer Berufspraktikantin im Anerkennungsjahr halbtags betreut werden. Von großem Interesse war dabei die Frage nach den Besonderheiten der Waldpädagogik und der genauen Umsetzung in der KiTa.

Schon beim Betreten des 1600 Quadratmeter großen Geländes springen einem die ersten Besonderheiten ins Auge. Die größte Auffälligkeit ist das fehlende Gebäude. Dafür gibt es einen bunten und liebevoll gestalteten Bauwagen. Weiter findet man eine Feuerstelle, ein Gemüsebeet, einen Fußballplatz sowie eine überdachte Stelle, die mit Baumstümpfen als Sitzgelegenheit zum gegenseitigen Austauschen einlädt. Die Leiterin und Gründerin des Waldkindergartens, Susanne Strickler, zugleich auch Naturpädagogin, macht deutlich: Wald- und Naturpädagogik bedeutet Lernen mit allen Sinnen und alles genau wahrzunehmen, was um einen herum passiert. Wir möchten den Kindern hier einen Bezug zu der Umwelt, in der sie leben und aufwachsen, vermitteln. Aus diesem Grund sind wir auch den ganzen Vormittag über draußen.Als einen weiteren Schwerpunkt benennt der Erzieher und Musiker Matthias Tenning die Musikpädagogik. So wurde eine kleine Gartenhütte zu einem Raum mit Instrumenten umgebaut, in dem die Kinder spielerisch ihre musischen Talente erkunden können.

Es ist sehr beeindruckend zu sehen, mit wie viel Hingabe und Einfallsreichtum das Team des Waldkindergartens das Gelände und den Kindergartenalltag gestaltet und wie viele Möglichkeiten sich den Kindern hier bieten, so der Fraktionsvorsitzende Daniel Schäfer.

Alicia Hanf, stellvertretende Fraktionsvorsitzende, führt weiter aus: Für uns ist es sehr wichtig, mit den Erzieher*innen hier in Viernheim im Gespräch zu sein und zu bleiben. Als Politiker*innen profitieren wir in der Frage weiterer KiTa-Plätze natürlich sehr von den Erfahrungen der Pädagog*innen. Sie können uns wertvolle Hinweise geben, wenn es um die Qualitätsverbesserung vorhandener oder die Planung neuer Plätze geht.Sven Lubkowski, Pressesprecher der SPD Viernheim, fügt hinzu: Wir wollten diesen Ortstermin hier nicht nur, um uns auszutauschen, sondern auch, um aufzuzeigen, dass die SPD Viernheim natürlich auch den pädagogischen Wert einer naturnahen Erziehung sieht. Wenn man das hier alles sieht und mit dem Team ins Gespräch kommt, dann wird man von der Leidenschaft zur Natur regelrecht gepackt. Da geht einem das Herz auf. Aber zu einer ehrlichen Kommunikation dieses Konzeptes gehört eben auch auf Schwierigkeiten hinzuweisen.Susanne Strickler erklärt: Angesichts der seit geraumer Zeit stattfindenden Debatte um eine Naturkita im Ganztagsbetrieb bin ich sehr erleichtert darüber, dass wir unsere Erfahrungen nun teilen können. Ich möchte zu bedenken geben, dass die Bedingungen im Winter schon sehr extrem sind. Wir sind auch bei anhaltenden Minusgraden draußen. Die Kinder tragen mehrere Schichten Kleidung und nach sechs Stunden friert man einfach. Nicht nur die Erzieher*innen müssen von diesem Konzept voll und ganz überzeugt sein, auch die Eltern müssen es mittragenund fügt hinzu, nach dem Ankommen mit freier Spielzeit bricht die Gruppe nach einem gemeinsamen Morgenritual in den Viernheimer Wald auf und verbringt den Vormittag dann an einem der angestammten Plätze. Es ist wunderschön mit anzusehen, wie die Kinder buchstäblich auf natürliche Art und Weise fragend die Welt erkunden. Aber mit unseren Besuchen belasten wir den Wald auch. Bei mehr Kindern würde diese Belastung hier auch weiter ansteigen.

Abschließend bedankt sich Daniel Schäfer herzlich und macht deutlich: Wir konnten heute ein ganz besonderes Konzept in der Viernheimer Kindergartenlandschaft kennenlernen, das vom hohen persönlichen Engagement des Personals getragen wird. Bei der Suche nach den dringend benötigten Ganztagsplätzen hilft uns dieses Konzept aber leider nicht weiter, weil die körperliche Belastung nach 6 Stunden im Freien einfach zu hoch wird, im Winter wie in heißen Sommern. Diese Erkenntnisse sind sehr wichtig und wir werden sie in die politischen Gremien unserer Stadt tragen.