Genug geklatscht – Endlich besser bezahlen!

Als zu Anfang der Corona Pandemie Menschen auf ihren Balkonen standen und klatschten, war dies der Ausdruck von tief empfundener Dankbarkeit. Der Applaus galt den Pflegerinnen und Pflegern, welche zur damaligen Zeit die „Helden des Alltags“ waren. Dies galt zu Anfang der Pandemie auch für andere Berufsgruppen im medizinischen Bereich, aber auch bspw. für Supermarktangestellte, oder solchen im öffentlichen Dienst – eben für alle die den „Laden am Laufen hielten.“

Das Klatschen war ohne Zweifel eine schöne Geste und zeigte wie wichtig diese Menschen für uns als Gesellschaft sind. Sicher half dies auch am Anfang, erfreute die Heldinnen und Helden und gab Ihnen Kraft. Schon wenig später stand aber die Feststellung:

Klatschen bezahlt keine Miete und entschädigt auch nicht für die enorme Belastung.

Zu Beginn der Corona-Pandemie waren sich fast alle einig, dass Pflegekräfte besondere Wertschätzung (auch und vor allem finanzieller Art) verdienen. Doch wie stellt sich die Situation heute dar?

Das Klatschen ist verhallt. Viele Pflegekräfte sind am Limit. Der einmalige Corona-Bonus war ein Tropfen auf den heißen Stein und kam nicht bei allen an.

„Außer Gesten nix gewesen“, könnte man überspitzt sagen. Nach der Pandemie droht neues Ungemach: Viele Pflegerinnen und Pfleger werden Zeit haben darüber nachzudenken ob sie sich diesen herausfordernden Beruf zu diesen Konditionen noch länger zumuten wollen. Viele werden hinschmeißen, wenn sich nichts ändert. Wollen wir das?

Für uns als Gesellschaft heißt das für die Zukunft: Wollen wir weiterhin unsere Alltagsheldinnen und Helden an unserer Seite haben, müssen wir sie angemessen bezahlen, sie wertschätzen und feststellen, dass es ohne sie nicht geht.

Für den Bereich Pflege heißt das konkret:

  1. Eine bedarfsgerechte gesetzliche Personalbemessung ist notwendig. Gute Pflege ist nur zu gewährleisten, wenn ausreichend viele Pflegekräfte für die Bewohnerinnen und Bewohner sorgen können. Überlastung treibt Beschäftigte in Teilzeit oder ganz aus dem Beruf.
  2. Die Bezahlung muss dieser qualifizierten, verantwortlichen und anstrengenden Arbeit gerecht werden. Die Beschäftigten sind enormen physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt. Das muss sich auch in der Entlohnung widerspiegeln.
    Doch viele Einrichtungen privater Träger verweigern ihren Beschäftigten oftmals Tarifverträge.
    Deshalb brauchen wir flächendeckende Tarifregelungen, die für alle Einrichtungen verpflichtend sind. Am besten also einen allgemeinverbindlichen Tarifvertrag für die gesamte Branche.

Das übergeordnete Ziel sollte jedoch die Weiterentwicklung der Pflegeversicherung zu einer Vollversicherung sein. Das heißt, sie sollte garantiert alle pflegebedingten Risiken abdecken.
Finanzierbar ist das als richtige Bürgerversicherung, in die alle Bürger entsprechend ihres Einkommens und unabhängig von der Einkommensart einzahlen.
Im heutigen System ist es allerdings so, dass ausgerechnet diejenigen, die am meisten zu einer solidarischen Finanzierung beitragen können, in der Regel privat versichert sind.
Genau das ist unsolidarisch und das ist auch das Geld, dass für die Finanzierung einer besseren Pflege fehlt.

In diesem Sinne schließen wir uns gerne dem diesjährigen Motto des DGB zum ersten Mai an und sagen: „Solidarität ist Zukunft!“

 

Einen Frohen 1. Mai wünschen

Sven Wingerter, Bundestagskandidat Kreis Bergstraße

Jenny Dieter & Michael Kosbau, Vorsitzende der SPD Viernheim